MERIAN Istanbul 2010
Schatzsuche im Basar
Im uralten Labyrinth der Ladengassen ist heute alles zu haben: Handwerk trifft auf globalen Nippes, Romantik auf Ramsch. Doch der alte Zauber hat überlebt. Wer ihn spüren will, sollte sich treiben lassen bis in die innersten, verborgenen Winkel. Dorthin, wo der Basar zur Ruhe kommt
Wer einen Hauch des Glanzes und der Mystik vergangener Zeiten erleben will, muss sich erst gegen eine Armada von Souvenir-, Taschen- und Jeanshändlern behaupten. Muss die gleißend leuchtenden Auslagen der Läden ignorieren, in denen unzählige Armreifen, Ketten und Ringe verramscht werden. Muss vorbei an Geschäften mit Stapeln von Teppichen oder Messingkrügen, muss die Händler passieren, die in ihren Läden Halbedelsteine in blau, grün, lila an dünnen Fäden von den Wänden hängen lassen. …
QUALITY
Dom – Lasst uns Sterne trinken
Ohne einen bestimmten Benediktinermönch gäbe es den Champagner nicht so, wie wir ihn heute kennen. Sein Zeitgenosse Louis XIV. liebte den prickelnden “Wein von Bruder Pérignon” wie keinen anderen. Eine Reise ins Kloster Hautevillers – und nach Versailles
Versailles. Eine Heerschar von Personal in edlen gelben und grünen Diener-Livreen steht im privaten Speisesaal von Louis XIV. Spalier, um die Abendgesellschaft zu empfangen, die über knarzende Parkettböden durch die leeren, spärlich beleuchteten Räume und riesigen Galerien des Schlosses spaziert ist. Die beiden Tafeln im Antichambre du Grand Couvert sind mit weißem Leinen bedeckt, das goldene Besteck glänzt im sanften Schein der – nicht ganz stilechten – elektrischen Kerzen. Die Servietten sind in Form von Enten oder Schmetterlingen gefaltet; das Dekor ist ein Bouquet aus grünen Zweigen und ganzen Fasanen. Nach und nach werden fast zwei Dutzend verführerische Gerichte serviert, kreiert von Jean-Francois Piège, dem ehemaligen Chefkoch des Hotel de Crillon in Paris. …
NEUE ZÜRCHER ZEITUNG
Afrika mit der Seele erkunden
Die westafrikanische Republik Benin ist die Wiege des Voodoo – eine Reise zu den Göttern, Fetischen und Medizinmännern
Voodoo beherrscht alles im kleinen westafrikanischen Staat Benin, von dessen rund neun Millionen Einwohnern sich eine große Mehrheit zu diesem traditionellen Kult bekennt.
Um den Opferaltar am Boden drängen sich die Zuschauer. Kinder schreien, drei Frauen murmeln unverständliche Sätze vor sich hin, Handys klingeln, Menschen kommen und gehen. Dann plötzlich sticht der Mann das spitze Messer gezielt in den Hals der Ziege. Das Blut ergiesst sich über die am Lehmboden aufgebauten Kalebassen und Holzfiguren. Das Tier zuckt noch, als es weggetragen wird; drei weitere Ziegen und ein Huhn erleiden dasselbe Schicksal. Es dauert nur wenige Minuten, dann trocknet auch ihr Blut in der Morgensonne. Ein blutbespritztes Glas mit Gin und Stücke einer Kola-Nuss werden herumgereicht. Jeder muss davon trinken und essen; wir auch.
Kenner rümpfen gern die Nase über lokale Spezialitäten, die fern der ursprünglichen Heimat nachgemacht werden. Doch für den Büffelmozzarella der Familie Henrion aus Brandenburg spricht einiges: echte Leidenschaft etwas. Und der Geschmack
Diesen Moment, als sie zum ersten Mal in einen Büffelmilchmozzarella biss, hat Elke Henrion bis heute nicht vergessen. Es war nicht lange nach dem Mauerfall, als sie mit ihrem Mann und dem damals fünfjährigen Sohn einen ersten Ausflug machte in das Berliner KaDeWe, den Konsumtempel des Westens. Die Auswahl war überwältigend für die Familie aus Ostberlin; die Vitrinen prallgefüllt, Schinken aus Parma, Senf aus Dijon, Camembert aus der Normandie, Olivenöl aus der Toskana. Genüsse aus der ganzen Welt unter einem Dach vereint. Die Henrions, die schon immer Käseliebhaber waren, so weit das beim eingeschränkten Angebot in der DDR eben möglich gewesen war, griffen als Erstes zu einem echten Mozzarella di Bufala Campana aus Süditalien.
STUTTGARTER NACHRICHTEN
Mit dem Schiff kommt die Hoffnung
Eine junge Krankenschwester aus Bad Liebenzell lindert Leid auf dem schwimmenden Krankenhaus Africa Mercy.
Menschen ein zweites Leben schenken – das ist die Mission von Esther Schülein. Die Krankenschwester hilft derzeit im westafrikanischen Benin dabei, Tumore und Missbildungen von Patienten zu entfernen, die sich im normalen Leben nie eine Operation leisten könnten.
HAMBURGER ABENDBLATT
Reportage: Als Statistin in der Traumfabrik von Mumbai
“Und plötzlich war ich Filmstar in Bollywood”
Eigentlich wollte Laura Salm-Reifferscheidt (30) in Indien nur Urlaub machen. Doch dann wurde die Hamburger Journalistin für den Film “entdeckt”. Ein Erfahrungsbericht aus Bollywood.
Die Rolle der schönen indischen Prinzessin, die ein Prinz vor dem Bösewicht rettet, habe ich nicht bekommen. Leider. Nun muss ich eine Prostituierte spielen. Eine Möglichkeit, die mir verschwiegen wurde, als ich auf Mumbais Touristenmeile Colaba Causeway von Anabell angesprochen wurde: “Willst du bei einem Bollywood-Film mitspielen?”…
Mit Hacir Bekirs Türkischem Honig wollte der Sultan einst seine Frauen bei Laune halten – Bekirs Ururenkelin hat aus der Legende ein 80-Mann-Unternehmen gemacht.
Abdul Hamid I. war ein friedfertiger, harmoniebedürftiger Mann. Der 27. Sultan des Osmanischen Reiches eroberte lieber Frauen, anstatt Schlachten zu gewinnen. All die Damen im Harem des Topkapi-Palastes zufriedenzustellen war jedoch keine einfache Aufgabe. So beauftragte er im späten 18. Jahrhundert die besten Zuckerbäcker des Landes, eine Süßigkeit herzustellen, die selbst die widerspenstigste Frau zähmen würde. Haci Bekir, ein Zuckerbäcker aus Anatolien, soll es gewesen sein, der die Geschmacksnerven des Sultans und seines Harems traf – mit süßen, geleeartigen und puderzuckerbedeckten Würfeln, dem Türkischen Honig…
impressum